In meinem Himmel

Den ganzen Tag schon sitze ich an meinem Schreibtisch und lerne für eine Prüfung. Knapp vier Wochen sind es noch. Manchmal frag ich mich, wozu? Lebe ich, wenn ich in meinem Zimmer sitze, auf Bücher starre und versuche es meinem Dozenten irgendwie Recht zu machen?

 

Die Augen sind müde, der Rücken tut weh, es ist kalt und ich friere. Und dann, beim Aufbrühen der Wärmflasche, die verstaubt in irgendeiner Ecke lag, erinnere ich mich an meine Kindheit. Wie ich das erste Mal ganz alleine mit kochend heißem Wasser eine Wärmflasche aufgefüllt hab. So eine kleine beigefarbene, die man in einen grauen Plüschhasen mit weißem Bauch stecken kann. Ich weiß noch, dass ich immer wahnsinnige Angst davor hatte mich zu verbrühen und wie oft es dann wirklich geschah. 

 

Am Abend dann, läuft ein Film im TV, den ich kenne, dessen Buch ich gelesen habe. Aber den ich doch immer wieder sehen könnte, sobald ich mich nicht mehr an das Ende erinnern kann. "In meinem Himmel". Traurig und schön zugleich. Eine Geschichte über ein Mädchen, dass viel zu früh stirbt. Gewaltsam. In einem Erdloch inmitten eines Maisfeldes. Sie erzählt die Geschichte ihrer Familie und zeigt auf, wie klein Momente sein können, an die man sich erinnert. Fotos eines Augenblicks. Der Blick eines Auges. Sie ist in einer Zwischenwelt. Auf der einen Seite der Himmel, auf der Anderen die Familie, die sie verlassen hat und doch wieder auch nicht. Die Liebe ihres Vaters, der verzweifelt nach ihrem Mörder sucht. 

 

Immer wieder wird dann auch ihre neue Welt gezeigt. Fantasievoll. Sie ist glücklich und traurig zugleich.

 

Wie mag dieser Himmel wohl sein, in den ich einmal gehe?

Wie wünsche ich ihn mir? Welche Erinnerungen nehme ich mit? Die, an das Lehrbuch auf meinem Schreibtisch oder doch eher das Gefühl der Freude, wenn ich diese verflixte Prüfung bestehe? Das Schmunzeln, wenn ich an die Wärmflasche denke? Vielleicht auch.

Klar könnte ich als Theologiestudentin die Bibel durchblättern und nach Antworten suchen. 

 

Gerade ist es aber eher der Gedanke an meine Familie, der mich beschäftigt. Der, in dem meine Mutter mir zeigte, wie ich mit dem heißen Wasser umzugehen habe, damit ich mir eben nicht die Finger verbrenne. Aber vor allem der Gedanke, was wird sein, wenn sie nicht mehr da ist?  Wie mag ihr Himmel aussehen? Gibt es für sie einen Himmel? Ich wünsche es mir sehr für sie.

 

Ich weiß, dass ich irgendwann bei Gott sein werde. Dass er auf mich aufpassen wird, wenn es soweit ist. Aber mehr als es mir für diejenigen zu wünschen und beten, die ihn nicht kennen und die ich wahnsinnig lieb hab, kann ich nicht. 

 

 

 

 

 

 

 

und aus einem anderen Film:

 

Pippin: Ich hätte nicht gedacht, dass es so enden würde.

Gandalf: Enden? Nein, hier endet die Reise nicht. Der Tod ist nur ein weiterer Weg, den wir alle gehen müssen. Der graue Regenvorhang dieser Welt zieht sich zurück und verwandelt sich in silbernes Glas. Und dann siehst du es.

Pippin: Was, Gandalf? Was sehe ich?

Gandalf: Weiße Strände, und dahinter ein fernes grünes Land unter einer rasch aufgehenden Sonne.

Pippin: Dann ist es nicht schlimm.

Gandalf: Nein. Nein, ist es nicht.

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