Sonntag, 25. Januar 2009

Aufgeben ist auch eine Form des Gebens.

Kürzlich hab’ ich mir ein Regal gekauft – zum Selbstaufbau. Ich lieh mir Hammer und Schraubenzieher und legte los. Normalerweise kein Problem. Aber wie das im Leben nun mal ist: Wenn man es eilig hat, geht alles schief. Erst stecke ich die falschen Holzdinger ins Brett, dann griffen die Metallschrauben nicht. Alles wackelte. Ich entschied mich für Gewalt. Ergebnis diesmal: blaue Flecken, abgerissene Fingernägel und eine Wunde am Finger. Höchste Zeit, das Werkzeug aus der Hand zu legen und aufzugeben. Doch was jetzt? Und wie ist’s allgemein im Leben mit dem Aufgeben?

Tja, was jetzt? Diese Frage stellt sich mir, nicht nur in diesem Moment. Auch in meinem Beziehungsleben taucht diese Frage immer wieder auf. Beispielsweise, wenn ich mich mit einem Freund streite, weil ich etwas verbockt habe, weil ich gelogen habe oder weil ich ein sturer Mensch bin.

Immer wieder stehe ich vor kaputten oder halbaufgestellten Regalen in meinem Leben. Und mit jedem Versuch, die Sachen allein gerade zu biegen, geht mehr kaputt.

 

Was soll ich tun, wenn ich vor so einem kaputten oder halbfertigen Möbelstück stehe? Vor einem Möbelstück, das Risse hat und vollends zusammenzubrechen droht?

 

Ich weiß, dass ich allein nicht weiterkomme. In solchen Momenten ist es tatsächlich an der Zeit aufzugeben, die Hände stillzuhalten und um Hilfe zu bitten. Jemanden, der sein Handwerk versteht und bereit ist, mir zu helfen. Im Fall Möbelstück also jemanden, der den Akkuschrauber griffbereit hat.

 

Doch das fällt mir schwer. Weil ich zugeben muss, dass ich Schwächen habe. Es fällt mir insbedondere bei Dingen schwer, die ganz direkt mein Leben betreffen.

 

Mir fällt Matthäus 7, 7-8 ein:

 

„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“

Gott weiß, was schief gelaufen ist. Er weiß, wo er anfassen muss, um die zerbrochenen Beziehungen, mein Selbstwertgefühl und vor allem mein blutendes Herz zu heilen. Er weiß auch, wie schwer es mir fällt, „Bitte“ zu sagen und loszulassen.

 

Das jedoch wünscht er sich von mir. Solange ich nicht einverstanden bin, wird er nur wenig machen. Klar, er könnte was tun, aber welcher Handwerker arbeitet schon gern, ohne nachher ein „Danke“ zu hören.

Gott wird in denen mächtig, die Schwäche zeigen.

 

Deswegen ist mein Aufgeben eigentlich auch kein Aufgeben im Sinne von Machtlossein. Es ist vielmehr eine Aufgabe, die ich Gott ans Herz lege: Ich gebe das, was ich nicht allein schaffe, an ihn ab. All das, was mich belastet, lege ich in seine Hand in dem Wissen, dass er etwas Gutes, Besseres daraus machen kann, wenn ich ihm mein Vertrauen schenke.

Auf diese Weise haben schon einige meiner Lebensregale neuen Halt gefunden.

 

Mein Bücherregal wartet noch. Das hat seinen Helfer noch nicht gefunden. Aber der wird bestimmt bald mit einem Akkuschrauber vor der Tür stehen!

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