Dienstag, 15. Juli 2008

"Enttäusche mich nicht!"

 

„Enttäusche mich nicht“ - diese drei Worte haben auf den ersten Blick nichts mit den berühmten drei anderen Worten „Ich liebe dich“ zu tun. Und doch spiegelt sich eines im anderen wieder. Beide Worte kann ich auf unterschiedliche Art betrachten. Sie sind, was sie sind: ein Ausdruck für Gefühle – Bitte, Forderung, Hilfeschrei…


Ein Mensch, den ich liebe, ist mir wichtig. Ich stelle an ihn aber auch den Anspruch, dass er mich nicht verletzt. Doch obwohl er mich besser kennt als irgendwer sonst, passiert genau so etwas es immer wieder. Und so schwingt in manch einem „Ich liebe dich“ die Bitte mit, nicht enttäuscht zu werden. Vor allem dann, wenn man selbst weiß, wie es ist, belogen, hintergangen oder ausgenutzt zu werden.

 
Einer, der die Auswirkungen dieser Worte am meisten zu spüren bekommt, ist Gott. Denn er ist es, der mich am allerbesten kennt. Von ihm enttäuscht zu werden, davor habe ich am meisten Angst - so verrückt das auch klingt.

In der Gute-Nachricht-Übersetzung der Bibel bin ich über ein Gebet gestolpert, das hierzu passt:

Psalm 25 Vers 2: „Dir mein Gott vertraue ich, enttäusche mich nicht!“ –

oder weiter in Vers 4 und 5:

„Herr zeige mir den Weg, den ich gehen soll (enttäusche mich nicht)
lass mich erkennen, was du von mir verlangst (enttäusche mich nicht)
Lehre mich, in Treue zu dir mein Leben zu führen.

Du bist doch mein Gott, bei dem ich Hilfe finde,

auf dich hoffe ich zu jeder Zeit. (Gott, enttäusche mich nicht)

Was ist aber, wenn Gottes Plan für mein Leben anders aussieht als mein eigener oder ich nicht die himmlische Stimme höre, die mir sagt, wie es zu laufen hat?

Wenn ich diese Verse lese als würde Gott gar nicht anders können als mich zu enttäuschen (weil sein Plan anders aussieht als meiner), dann kann nichts Gutes dabei herauskommen. Gott hat in meinen Augen gar keine Möglichkeit, mich vom Gegenteil, vom Guten seines Handelns, zu überzeugen. Er bleibt auf der Strecke und ich bin zwangsläufig enttäuscht von ihm.

Euch ist wahrscheinlich aufgefallen, dass ich einen Teil des zweiten Verses weggelassen habe. Das ist der Teil, der mein Handeln begründet:

Dir, meinem Gott, vertraue ich; enttäusche mich nicht! Diesen Triumph dürfen meine Feinde nicht haben!

Ich fordere von Gott Gutes für mein Leben – um vor anderen besser dazustehen. Meine „Feinde“ sollen nicht erleben, dass ich scheitere.

Wenn ich diesen Aspekt auf die heutige Zeit beziehe, heißt das nichts anderes, als dass niemand sehen soll, dass ich Zweifel habe an dem, was ich selbst entscheide bzw. was Gott von mir will. Nicht mal meine Freunde sollen mich zweifeln sehen.

Dabei vergesse ich oft eines: Gott will mich nicht enttäuschen. Auch David hat das sehr schnell erkannt. So heißt es in Vers 3: „Enttäuscht wird niemand, der auf dich hofft, aber wer dich treulos verlässt, wird zuschanden.“

Ich bin die Einzige, die Gott enttäuschen kann. Gott aber rechnet es mir nicht negativ an. Gerade weil er weiß, wie ich bin und wie ich denke.

Deswegen darf ich Psalm 25 so lesen wie er dort steht – Gott, du wirst mich nicht enttäuschen, sondern bist mir Hilfe. Du wirst mir den richtigen Weg zeigen, auch wenn ich Umwege gehe und meine Entscheidungen nicht immer deinen entsprechen.

So kann auch ich neues Vertrauen in Gott gewinnen. Denn letztlich sagt er nichts anderes als: „Ich enttäusche dich niemals, denn: Ich liebe dich!“

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