Dienstag, 28. Oktober 2008

Nachtragend?

"Ich bin nicht nachtragend, aber ich vergesse nichts!"

Oft sage ich diesen Satz einfach nur zum Spaß, wenn ich mit Freunden herumalbere. Manchmal ist er aber doch sehr ernst gemeint: Hat jemand etwas Negatives oder Verletzendes getan, dann erinnere ich mich daran noch Jahre später. Und ganz ehrlich: Dann und wann trifft nur der zweite Teil zu, bin ich doch nachtragend.

Meist sind es ungelöste Konflikte, die mich nicht loslassen. Ich trage Menschen diese Konflikte und Äußerungen nach. Und es fällt mir schwer, sie so einfach zu vergessen.

Gott ist da anders. Während ich mit Vergebung schon mal Probleme habe, mich an die negativen Dinge erinnere und Positives leicht übersehe, sieht er das Gute und vergisst dieses zu keinem Zeitpunkt:

„Denn Gott ist nicht ungerecht. ER vergisst nicht, was ihr getan habt und wie ihr aus Liebe zu ihm anderen Christen geholfen habt und immer noch helft." (Hebräerbrief Kapitel 6,10)

Hier geht es eindeutig um das, was Menschen Gutes tun. Also auch um das, was ich Gutes tue. Und manchmal brauche ich es einfach, dass mir jemand sagt: „Hey, was du da tust, ist gut!“ Diese Bestätigung suche ich vor allem bei Gott. Und hier habe ich sie.

Er sagt zu mir: „Ja, alles, was du in meinem Namen, in Liebe zu mir tust, ist gut - es kann nicht schlecht sein!"

Es geht Gott allein um die Motivation, mit der ich an die Sache herangehe. Möchte ich z.B. bei der Vorbereitung für den Jugendgottesdienst die tollste Deko präsentieren, so ist das gut, solange ich es für Gott mache und nicht am Ende selbst möglichst toll dastehen will.

So ist es auch mit Konflikten. Bin ich nachtragend, weil ich denke, dass man mich ungerecht behandelt hat und ich unbedingt mein (vermeintliches) Recht haben will? Oder bin ich es, weil ich Gott damit die Ehre geben will?

Na gut, Letzteres trifft wohl eher weniger zu. Denn wenn ich in solch einer Situation nicht halbwegs kompromissbereit bin, kann gar nichts Gutes dabei herauskommen. Außerdem bringt es mir persönlich recht wenig, den anderen bloßzustellen. Davon bekomme ich höchstens noch ein schlechtes Gewissen.

Was mache ich nun in solchen Situationen? Ich denke, ich sollte zuerst immer meine eigene Motivation abchecken: Warum will ich dieses oder jenes, was ist mein Motiv? Habe ich das geklärt, ist es meine Aufgabe, den Konflikt zu lösen, und zwar durch ein ernstes Gespräch mit meinem Konfliktpartner und mit Gott. Ja, am besten immer mit beiden. Denn Gott ist es, der für unsere Gerechtigkeit eintritt. Er will mir zu meinem Recht verhelfen, solange es mir zusteht. Doch über das Wann und Wo entscheidet er allein. Unter anderem in den Psalmen wird das immer wieder deutlich.

So kann ich darauf vertrauen, dass sich auch ungelöste Konflikte lösen werden. Ich kann all meine Rachegelüste beiseite schieben und mich auf das Positive freuen. Auch, wenn ich die Angelegenheit an sich vielleicht nicht vergessen werde, der neue Blickwinkel ist gut. Die Kraft, die ich in meine Wut hineingelegt habe, kann ich nun für etwas ganz anderes verwenden.

„Ich wünsche nur sehnlichst, dass jeder und jede von euch genau denselben Eifer auch an den Tag legt, wenn es darum geht, die Hoffnung auf das, was Gott uns versprochen hat, mit voller Kraft bis zum Ende durchzuhalten. Ihr dürft darin nicht nachlassen! Nehmt euch ein Beispiel an denen, die Vertrauen und Ausdauer bewahrt und darum empfangen haben, was Gott versprochen hat." (Paulus in Hebr. 6,11+12)

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