Samstag, 10. Januar 2009

Verändern heißt loslassen und zulassen

 

Dass ich chaotisch bin, darüber hab’ ich schon häufiger geschrieben. Manchmal geht mir mein Chaos-Wahn auf die Nerven, will ich dieses Laster ablegen. „Ich will endlich ich selbst sein“, sage ich mir in solchen Momenten. Genau hier liegt jedoch ein Denkfehler…

„Ich selbst.“ Da stell’ ich mir doch sogleich die Frage: „Wer bin ich denn eigentlich?“ In solchen Momenten fällt mir ein Spruch ein, den ich mal zusammengedichtet habe, als ich etwa 15 war und Mitschüler mich mobbten:

„Ich bin, wie ich bin, und ich bin gut so, wie ich bin, auch wenn ich nicht vollkommen bin!“

Es sind die Umstände meines Lebens, die mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin. Den Spruch sagte ich übrigens abends vorm Schlafengehen immer zu mir selbst.

Wenn ich bin, wie ich bin, wie um alles in der Welt komme ich dann auf die Idee, persönliche Eigenschaften ausklammern zu wollen – sie sind doch Teil von mir!? Das kann doch nur schief gehen! Und richtig: Kaum versuche ich, meinen Chaos-Wahn zu sortieren, da verzettele ich mich noch viel mehr, wird alles noch chaotischer als vorher. Ja, ich bin ein unvollkommener Mensch und nicht besser als die Anderen.

Aber der Drang, negative Eigenschaften abzulegen, ist da. Ich konzentriere mich ganz auf mich selbst und will anders und besser sein als die Anderen. Es ist mir in solchen Momenten denn auch egal, was mit anderen Menschen los ist. Ich sage: „Lasst mich in Ruhe, ich hab’ schon Probleme genug!“

Allerdings: Meistens sitzt genau in jenem Moment irgendwo in der Nähe ein Mensch, der viel mehr Probleme hat als ich und dem es viel schlechter geht. Oder es taucht jemand auf, der mich um Hilfe bittet – mich, die ich doch nicht vollkommen bin!

Wer bin ich, wenn ich diese Menschen links liegen lasse? Ich muss erkennen: „Nein, das bin nicht ich! So bin ich doch eigentlich gar nicht!“

Wie kann das sein?

Die vergangenen Jahre haben mir vor gezeigt, dass noch ein anderer Spruch zutrifft:

„Du wirst nur zum Ich durch das Du.“

Wie wahr das doch ist! Nur aus dem Kontakt mit anderen heraus erkenne ich, was mich insgesamt ausmacht. Ich lerne, mit meinen Gefühlen umzugehen und hinzuschauen, ob das, was ich als negativ betrachte, wirklich schlecht ist.

Einfach ist das nicht. Denn es bedeutet, dass ich loslassen und eingefahrene Ansichten entstauben muss. Und es heißt: zulassen können. Dazu gehört auch: begreifen, dass ich eben nicht besser bin als andere und, dass Ehrgeiz nur solange gut ist, wie er niemand anderem schadet.

„Du wirst nur zum Ich durch das Du“… war es nicht Gott, der festgestellt hat, dass es nicht gut sei, wenn der Mensch allein ist? Damit hat er wohl ziemlich ins Schwarze getroffen, denn es stimmt: Ich allein kann und bin praktisch nichts!

Hilfe! Ich allein kann nichts, bin nichts, doch oft niemand da, der mir die Hand hält! Der mich tröstet! Oder der mir hilft! Das sagt mir zumindest mein Verstand.

Doch in diesem Fall irrt er. Es besteht kein Grund zur Panik, denn: Gott selbst bietet sich mir als Gegenüber an. Er will mir zuhören und mir helfen, meine Gedanken zu ordnen! Mehr noch: Er ist es, der mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Durch ihn habe ich schwere Situationen überstanden; durch ihn bin ich in der Lage, zurück- und dennoch nach vorn zu blicken. Er ist es, der mich an jedem neuen Tag zu dem formt, der ich bin.

Und deswegen gebe ich dir an dieser Stelle einen Tipp: Wenn du dir ernsthaft die Frage stellst, wer du bist, dann tritt aus deinem Schatten hervor und stelle dich ihm gegenüber!

Aber Vorsicht, es könnte Nebenwirkungen haben. Denn Gott will nichts anderes, als all das, was dich kaputt macht, ans Licht zu bringen!

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh 8.12)


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Foto: photocase.com; lama-photography

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